Erschienen am 03.05.2016 in Grafschafter Nachrichten (zum Original Artikel)

Von Gerhard Herrenbrück

Das Grafschafter Jazzpublikum und die Freunde der Bigbandmusik aus den Genres von Blues, Soul, Funk- und Latin-Jazz dürfen sich freuen: Mit der Bigband „Berrytones“ ist ein neuer, großer Klangkörper geboren.

Nordhorn. Andrew Berryman wirkt nicht unzufrieden. Die 18 Musiker seiner „Berrytones Bigband Grafschaft Bentheim e.V.“, die da soeben die Instrumente nach dem Buddy-Rich-Titel „Big Swing Face“ absetzen, kriegen schon einen ganz schön fetzig-federnden Bigband-Sound hin und haben durchaus das Zeug, seine Vorgaben musikalisch umzusetzen. Obwohl am letzten Aprilwochenende erst die erste gemeinsame Probenphase unter seiner Leitung stattfindet.

Aber die Musiker in der Percussion-, Reed- und Brass- Sektion der Bigband sind keine Anfänger mehr, einige sind studierte Musiker, die ihre Trompete oder ihr Saxophon von Grund auf gelernt haben; andere sind erfahrene Instrumentalisten und Jazzmusiker, die auf anderen Wegen zu musikalischer Könnerschaft gelangt sind.

Und Andrew Berryman selbst ist erst recht alles andere als ein musikalisches Greenhorn. Deshalb hat auch Bernhard Jansen, der unermüdliche kulturelle Beweger der Grafschaft Bentheim, mit seiner Kontaktstelle Musik so viel bewegt, um ihn für die hiesige Musikszene zu gewinnen. Er war durch seinen Namensvetter, den Posaunisten Stephan Jansen, auf ihn aufmerksam geworden. Der suchte während seiner fünfjährigen Tätigkeit bei der Deutschen Botschaft in Abu Dhabi Anschluss an die arabische Jazz-Szene und stieß dabei auf Andrew Berryman.

Als Posaunist und als renommierter Jazz-Professor hatte der in der Welt des Jazz und der Bigband-Musik einen großen Namen. Deshalb holten ihn die Saudis für ihr National-Orchester in die Vereinigten Arabischen Emirate, und Stephan Jansen lernte ihn in Abu Dhabi kennen. In die Grafschaft zurückgekehrt, vermittelte Stephan Jansen ihn an Bernhard Jansen, der dabei war, mit einem Workshop die Initialzündung für die Gründung einer Grafschafter Bigband zu geben. Andrew Berryman ließ sich für die Leitung gewinnen und es kam bei dem Workshop schon richtig gute Jazz-Musik und ein Bigband-Sound zustande, den die große Fangemeinde dieser Musik so sehr mag.

Aus dem Workshop wurde 2016 die „Berrytones Bigband Grafschaft Bentheim e. V.“ mit Stephan Jansen, dem Mann aus Abu Dhabi, als 1. Vorsitzendem, dem Bassisten Thomas Hann als 2. Vorsitzendem, der als Lehrer des Evangelischen Gymnasiums den Zugang zu einem geeigneten Probenraum öffnete.

Und bei der ersten öffentlichen Probe tritt noch ein anderes Klangereignis vor Ohren und Augen der neugierigen Kiebitze, die sich da in der Schulaula eingefunden haben, um ein wenig aufzuschnappen von dem, was sich musikalisch hier tut: Eine Soul-Sängerin wird gesichtet. Sie heißt Chananya Schulz und ist in der Szene keine Unbekannte. Heute nimmt sie zum ersten mal Kontakt auf zu Andrew Berryman und zu den „Berrytones“. „Georgia on my mind“, der Jazzstandard aus der Zwischenkriegszeit, später durch Ray Charles berühmt geworden, wird zuerst geprobt. Faszinierend das warme Timbre ihrer großen Stimme. Mühelos hält sie die „Berrytons“ in Schach mit ihrer Kraft und Modulationsfähigkeit.

Die Probenarbeit von Andrew Berryman ist alles andere als zurückhaltend. Engagiert, mit kraftvoller Körpersprache, manchmal sogar mit geballten Fäusten und mit stimmlich nachahmender Vorgabe von Klangfarbe und Rhythmus spricht er den ganzen Klangkörper, aber auch die einzelnen Sektionen und Musiker klar und energisch an. An bestimmten Übergängen und Einsätzen wird auch im Detail gearbeitet und gefeilt.

In seinem Verständnis von Jazz- und Bigband-Musik ist er kein Purist. Das Entertainment des breiten Publikums wie die Erwartungen des Insiders sollen beide zu ihrem Recht kommen. Vielfalt ist angesagt. „Wenn unter dem Deckel einer „box of chocoletes“ sich immer nur eine Sorte Schokolade verbirgt, dann will bald keiner den Deckel mehr öffnen“, meint er im Gespräch mit den GN.

Das Auftaktkonzert ist am 22. Mai in der Schulaula des Evangelischen Gymnasiums von 17.30 bis 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wer als Musiker mitmachen möchte, kann über www.berrytones.de oder beim Workshop der Kontaktstelle Musik in Kooperation mit der Bigband vom 21. bis 23.10.2016 Kontakt aufnehmen.