Mr. Andrew „very british“ Berryman
(Ein Interview mit der freiberuflichen Journalistin Christiane Adam aus Lingen)
Andrew, könntest du uns bitte kurz erklären, wie es dazu kam, dass du der Dirigent einer Bigband in der nordwestdeutschen Provinz, oder, wenn du so sagen willst, am Ende der Welt, geworden bist?
Tja, mir gefällt es am Ende der Welt. Ich lebe in Penzance. Das liegt in Cornwall etwa 15 km von der Landzunge „Land’s end“ entfernt. Ich lebe also sozusagen buchstäblich am Ende der Welt.
Das heißt, du fühlst dich heimisch in der Grafschaft Bentheim.
Genauso ist es! Ich habe übrigens Stephan auch am Ende der Welt getroffen: Wir lernten uns in Abu Dhabi kennen, wo Stephan mich gebeten hat, ihm Unterricht in Posaune zu geben. Wir hatten eine tolle Zeit in Abu Dhabi, und Stephan hat immer gesagt, „wenn ich heimkomme, werde ich meine eigene Bigband gründen.“
Und der Rest ist Geschichte… Lass uns über die Vergangenheit reden. Ich habe gehört, dass du in deiner Heimat ein sehr berühmter Musiker bist.
Nun, lass es mich so sagen: Ich hatte das Glück, an der Guildhall School of Music and Drama in London zu studieren. Ich war einer von nur zwei Studenten, die in dem Jahr aufgenommen wurden. Das gab mir u.a. die Gelegenheit, im European Union Youth Orchestra mitzuspielen, wo die besten Nachwuchstalente aus ganz Europa dabei sind. Zumindest bis jetzt. Die Briten werden ja demnächst nicht mehr mitmachen dürfen.
Möchtest du uns irgendetwas zum Thema Brexit sagen?
Ja. Es ist das hirnloseste Unterfangen aller Zeiten.
Gut, dass du das sagst. Lass uns wieder über die Berrytones reden.
Das sind auf jeden Fall famose Typen. Wir haben uns bei einem gemeinsamen Workshop in Nordhorn kennengelernt. Nach diesem Workshop gab es eigentlich zwei Möglichkeiten: Es hätte sich daraus eine für alle offene Band gründen können, wie es sie in verschiedenen Gemeinden gibt. Das wäre okay gewesen, aber nichts für mich. Ich bin an professioneller Musik interessiert. Weißt du, diese Art Bigbands spielen entweder laut oder lauter. Die Berrytones sind an allen Nuancen der Tonleiter interessiert. Es dreht sich um Details, nicht nur um Noten. Und es geht darum, einen bestimmten Stil herauszuarbeiten. Duke Ellingtons Musik unterscheidet sich beispielsweise komplett von der Frank Sinatras.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Berrytones für dich?
Ich dirigiere inzwischen einige Orchester. Nicht nur in Land’s End oder Abu Dhabi. Ich beschäftige mich ebenso mit Filmmusik und habe mit den Special Olympics zu tun. Am Anfang bin ich nur Stephan zuliebe nach Nordhorn gekommen. Aber mittlerweile gefällt es mir hier richtig gut. Ich mag die Bandmitglieder, ich mag es, dass hier alles so gut organisiert und sauber ist. Das Völkchen ist freundlich. Ich genieße das Fahrradfahren hier. Und natürlich das deutsche Bier!
Ein letztes Wort?
Wir Berrytones geben bei jedem Auftritt alles!
Danke, Andrew!