Erschienen am 22.05.2016 in BliXXm – Das Regionale Magazin (zum Original Artikel)
Von Hartmut Meyer
Sonntagnachmittag in der vollbesetzten Aula des Evangelischen Gymnasiums Nordhorn (EGN). „Also sprach Zarathrusta“ – das weltberühmte Thema von Richard Strauss leitet das 1. Konzert der neu gegründeten Grafschafter Big-Band „Berrytones“ ein. Berrytones? Ja klar, der Leiter ist Andrew Berryman aus Manchester in England und er begrüßt das Publikum folgerichtig auf Englisch. No Problem! Here we go:
Nordhorn. „The Chicken“ – kommt gar nicht mehr so sinfonisch-klassisch daher. Hier geht satter Big-Band-Sound plötzlich über in funkige Rhythmik, schöne Bläser – Swells erzeugen dynamische Spannung. Solistisch herausragend hier Heinz-Gerd Bökenfeld an der Trompete und Mathias Wilkens am Saxophon.
Dann: Chananya Schulz – ein vokalises Timbre der wirklich ganz außergewöhnlichen Art! Da treffen wunderbar angesungene Bluenotes auf ein treffsicher gesetztes Vibrato – das ist wunderschön anzuhören! Meine Güte, man ist in der Grafschaft Bentheim, spürt aber die Hitze der Südstaaten – „Georgia on my mind“, ein Titel von dem man nicht so genau weiß, ob nun das Land oder vielleicht doch eine Frau gemeint ist. Großes Kompliment an diese junge Sängerin aus Nordhorn!
„Country Boy“ featured anschließend Stephan Klein auf der Posaune, im coolen Swingstyle perlen hier die „Tones“ lässig von der Bühne. Und das bleibt auch so: Denn auch in den nun leiseren Passagen folgender Stücke zeigen sich die Könner dieses so jungen Ensembles von ihrer besten Seite.
„Strike Up The Band“ heisst dann aber wieder die letzte in rasantem Tempo vorgetragene Swingjazz-Nummer vor der Pause und lässt diese eigentlich überflüssig erscheinen, denn das Publikum will mehr… „But we and you need oxygene…“ That’s right Mr. Berryman!
Zu Beginn des zweiten Teils zeigt sich dann Chananya Schulz auch noch als versierte Leiterin des Projektchors des EGN. Aber dann wieder „the black dressed Berrymen with one woman in the band“ und Chananya „out in the audience“. Dieses Mal eher rockig und mit Disco-Glitzerlicht. Geht auch.
„Elijah is coming“ – Themen in den Saxophonen, kurze spitze Einwürfe der Trompeten und Posaunen, dazu ein triolischer Swingstyle und fertig ist der Mix eines guten Big-Band-Sounds.
Wenn man’s kann – aber auch hier gibt es wieder nichts auszusetzen. Bravo!
Das nächste Stück ist „Too close for comfort“ – der Sound der fünfziger Jahre im Stil des 21. Jahrhunderts nun auch wieder mit Chananya. Und dieser Spagat gelingt wieder einmal perfekt: Hat man sich gerade in den tiefen Alt ihrer Stimme eingehört so schraubt sie sich im nächsten Augenblick in schwindelerregende Höhen empor – und das mit einer Sicherheit, die den Rezensenten eigentlich sprachlos zurücklässt…
Aber fangen wir uns: Denn die Musik steht nicht still und die Band groovt zielsicher weiter nach vorn, überzeugt auch im „Birdland-Style“ und erlaubt sogar einem Zuhörer aus dem Publikum am Glockenspiel (oder war’s ein Mini-Vibraphon) mit der Band gemeinsam zu spielen…
Humor – very british! – und gute Musik, welch eine wunderbare Kombination!
Was bleibt anzumerken: Tolle Soli auch von Thomas Hann (einer der Initiatoren) am Bass und Bart Hopster am Schlagzeug. Die Hauptleistung des Abends jedoch ist die des ganzen Ensembles, welches in so kurzer Zeit so wunderbar mit dem Bandleader zusammen gewachsen ist!
„Big Swing Face“ und „What A Wonderful World“ wiederum mit Chananya beenden diesen tollen Abend und erzeugen Vorfreude auf das nächste Konzert. Mit Swing in den Knien verlässt ein begeistertes Publikum diesen historischen Ort der Gründung der Grafschafter Big Band „Berrytones“ auf dem Weg in eine segensreiche Zukunft des Jazz in unserer Region.