Von Jörg Leune / Grafschafter Nachrichten (GN) Fotos: Werner Westdörp zum Original Artikel
Einen gelungenen Auftrit legten die „Berrytones“ in der Aula in Emlichheim hin. Die Bürgergemeinschaft Emlichheim hatte die Bigband um Sängerin Chananja Schulz und Dirigent und Namensgeber Andrew Berryman für das „Konzept Kultur“-Neujahrskonzert eingeladen. Mit einer geballten Ladung modernem Jazz leitete die Bigband „Berrytones“ das musikalische Jahr 2017 in der Aula in Emlichheim ein. Vor vollem Haus zeigt die Gruppe ein breites Spektrum an perfekten Arrangements.
Emlichheim. Man kann sie wohl als Aufsteiger des Jahres bezeichnen, die „Berrytones“ mit der Sängerin Chananja Schulz. Und so war es nur konsequent, dass die Bürgergemeinschaft Emlichheim sie für das „Konzept Kultur“-Neujahrskonzert eingeladen hatte.
Ein volles Haus begrüßte die Musiker am Samstagabend in der Aula. Nach den ersten Auftritten der neuen „Bigband Grafschaft Bentheim“ durfte man hohe Erwartungen haben. Und diese wurden in dem über zweistündigen Konzert mehr als erfüllt. Perfekte Arrangements, mitreißende Soli, eindrucksvoller musikalischer Ausdruck und eine launige englischsprachige Conference prägten den Abend. Die Region kann sich glücklich schätzen, mit dieser Formation einen weiteren markanten Schwerpunkt in ihrem Kulturleben erhalten zu haben. Denn hier sind nicht nur hervorragende Musiker versammelt, denen es beispielhaft gelingt, ihr Können abzustimmen und dies dem Publikum mitzuteilen.
Dazu ist es gelungen, mit Andrew Berryman einen Projektleiter zu gewinnen, der selbst renommierter Posaunist (er spielte lange in Manchesters weltberühmten Hallé Orchestra) und Hochschullehrer ist und in bemerkenswerter Vielseitigkeit Theorie und Praxis miteinander verbindet. Und er führte das Emlichheimer Publikum humorvoll durch den Abend. Zusammen mit der überwältigenden Stimme von Chananja Schulz waren die besten Voraussetzungen für einen rundum gelingenden Abend gegeben.
Das Konzert begann mit der berühmten Einleitung zu Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ (auch bekannt aus „2001: Odyssee im Weltraum“). Sie ging bruchlos über in „Greetings And Salutations“ des Thad Jones / Mel Lewis Orchestra, einem Markstein jüngerer Bigband-Literatur. Wunderbarer Auftritt von Chananja Schulz.
Die „Berrytones“ entwickelten einen wunderbaren Sound, dominiert von den Blechbläsern, rhythmisch nicht nur unterstützt, sondern geführt durch Klavier (Leon Rigol), Schlagzeug (Bart Hopster), Gitarre (Jürgen Laumann) und Bass (Thomas Hann). Der Saxophonsatz trat demgegenüber während des ersten Teils des Konzerts etwas zurück, rückte aber nach der Pause bei den Count Basie-Sätzen mehr in den Mittelpunkt. Berryman sah sich genötigt, das Publikum nach den Soli – immer wieder Simon Woltmann (Altsaxophon), dann auch Stephan Jansen (Posaune) und Heinz-Gerd Bökenfeld (Trompete und Flügelhorn) – zu stärkerem Zwischenbeifall aufzufordern. Im Laufe des Abends brauchte es diese Aufforderungen nicht mehr. Auch Berryman selbst blies schöne Posaunen-Soli und fügte seinen eigenen Sound nahtlos in den Gesamtklang ein.
Wunderbar dann die Auftritte von Chananja Schulz. Sie begann mit dem alten Jazz Standard „Lover, Come Back To Me“ und fuhr fort mit „Do Nothing Till You Hear From Me“. Ihr gelang es prächtig, ihre ausdrucksvolle Soul-Stimme mit dem Orchesterklang zu verbinden. Der Gesang schwebte über und zwischen den Instrumenten, wirkte aber immer wieder auch selbst wie ein Instrument, so wenn sie Elemente der Scat-Vokalisen einfügte. Dazu kam ihre bestechende Performance, in der sie den Melodien körperlichen Ausdruck verlieh.
Viel zu schnell schien nach „Eli’s Coming“ die Pause erreicht. Einen Höhepunkt des Abends stellte im zweiten Teil das Mitwirken eines jungen „Volunteers“ dar, der zu Basies „Jumpin‘ At The Woodside“ nach Anweisung des Dirigenten passende Leittöne auf einem kleinen Metallophon anschlug. Das wurde vom Publikum natürlich mit viel Begeisterung ausgenommen.
Zum Schluss des herrlichen Konzerts sang Chananja von der Band begleitet das berühmte „What A Wonderful World“. Aber natürlich war das nicht der Schluss. Zwei Zugaben waren noch drin. Am besten gefiel die temperamentvoll-fetzige Wiederholung von Brian Setzers „Jumpin‘ East of Java“, in der Band und Sängerin noch einmal alles gaben und das Publikum beglückt in die kalte Nacht entließen.