Quicklebendiger Big Band-Swing überzeugt KTS-Publikum

Von Werner Straukamp / Grafschafter Nachrichten (GN)    zum Original Artikel

NORDHORN. Auf der großen Bühne des mit annähernd 300 Zuhörern gut gefüllten Konzert- und Theatersaals fand am vergangenen Sonntag das Abschlusskonzert der vom Kulturamt des Landkreises veranstalteten Grafschafter Big Band Tage statt. Nach einem langen Wochenende intensiver Probenarbeit traten in einem zweistündigen Konzert zunächst die „Workshop Big Band“ unter der Leitung des Berliner Jazzposaunisten Paul Raab und im Anschluss die nach den ersten Big Band Tagen in 2015 gegründeten „Berrytones“ auf.

Von Beginn an wusste die mit 19 Musikern aus der Grafschaft und umliegenden Regionen besetzte „Workshop Big Band“ ihr Publikum zu begeistern. Mit viel Spielfreude und in der Kürze der Zeit erstaunlich gut eingespielten Big Band Arrangements wurde klassischer Big Band Jazz aus den 1930er und 1950er Jahren, mit swingendem Groove versehener Soul wie der Marvin Gaye Song „How Sweet It Is (To Be Loved By You)“ und manch feine Jazzballade wie das „Summertime“ eines George Gershwin oder „Don’t Know Why“ von Norah Jones zu Gehör gebracht. Beste Unterstützung fanden die Big Band Musiker in Gestalt der drei Sängerinnen Corinna, Kimiya und Heike, die manch ein Arrangement mit ihrer jeweils ganz eigenen Vokalnote zu veredeln wussten. Die Einsätze der mit vier Posaunisten, vier Trompetern und gleich sieben Saxofonisten besetzten Bläsersektionen saßen fast perfekt. Mit aufbrausendem Szenenapplaus wurde das ein oder andere Soli bedacht, bevor die Workshop Big Band mit dem im „Birdland“-Westcoast-Fusion- Stil daherkommenden „Morocco“, einer Fusion-Komposition des Trompeters Russ Freeman für ein abschließendes Highlight sorgte.

Den zweiten Teil des Konzertabends bestritten mit den „Berrytones“ die Musiker einer Big Band, die sich in dem nur gut einem Jahr ihres Bestehens bereits einen Namen in der Grafschafter Musikszene gemacht haben. Die Berrytones verfügen nicht nur über ein sehr engagiert aufspielendes Bandensemble, sondern mit ihrem Dirigenten Andrew Berryman auch über einen profunden Arrangeur und mit typisch britischem Humor gesegneten Moderator. Selbst vertrackte Rhythmuswechsel und die farbenfroh, mal das hitzige Saxofon, mal die metallisch auftrumpfenden Trompeten, mal die wärmenden Bässe der Posaunen herausstellenden Arrangements bewältigt die Band sehr elegant und gekonnt.

Zudem gibt es mit dem Saxofonisten Matthias Wilkens, dem Trompeter Heinz-Gerd Bökenfeld, Bandsängerin Chananja Schulz und nicht zuletzt dem ganz ausgezeichnet aufspielenden Schlagzeuger Bart Hopster einige Musiker, die den Sound der Band weit über den Durchschnitt einer größtenteils eben nicht mit Profimusikern besetzten Band anheben. Im Programm der Berrytones fand sich funky Fusionjazz wie Thad Jones „Greetings And Salutations“, ins Swinggewand gekleidete Soundtracks wie Barbra Streisands Jazzballade „The Way We Were“, ein mit Rhythm&Blues unterlegter Swinghit wie das „Jumpin‘ East Of Java“ des Brian Setzer Orchestra und nicht zuletzt manch unvergessener Klassiker der Marke Count Basie, Ella Fitzgerald und Frank Sinatra.

Großartig das mit anrührendem Bluesintro von Chananja Schulz und herrlich treibenden Beats versehene Jazzarrangement des Folkrock „Eli’s Coming“ der USSängerin Laura Nyro. Mit Standing Ovations und zwei Zugaben endete ein Abend, der bei vielen Zuhörern die Lust auf mehr Jazz und Swing geweckt haben dürfte.

Das Abschlusskonzert der Musiktage endete mit stehendem Beifall. Foto: Kersten / Workshop Band