Erschienen am 24.05.2016 in Grafschafter Nachrichten (zum Original Artikel)
Die Aula des Evangelischen Gymnasiums Nordhorn hat sich am Sonntagabend in eine Jazzlounge verwandelt: Mit ihrer Musik entführte die neue Big Band „Berrytones“ die Konzertbesucher ins Amerika der 1950er-Jahre.
Nordhorn. Groß ist der Andrang zum Premierenauftritt der „Berrytones“, die zusammen mit Sängerin Chananja Schulz ein vielseitiges Programm für ihr Publikum bereithalten. Durch den Abend führt der charismatische Dirigent Andrew Berryman aus Manchester, der nicht nur seine Fähigkeiten als engagierter Orchesterleiter, sondern auch als Entertainer unter Beweis stellt.
Schon nach den ersten Takten wird deutlich: Hier sind keine Amateure am Werk, sondern erfahrene Instrumentalisten, die für ihre Musik brennen. Trompeten, Posaunen, Bass und Klavier entfalten in der Aula ihren vollen Klang – egal ob bei ruhigeren Songs oder groovigem Swing. Mit den Klassikern „Georgia“ und „Do nothing till you hear from me“ steigt dann auch die Nordhornerin Chananja Schulz ins musikalische Geschehen ein und bereichert das Ensemble mit ihrer soulig-angenehmen Stimme. Laut Andrew Berryman wurde der Gesang in den Jazzbands der 1950er-Jahre nicht als externes Element betrachtet, sondern als Teil des Orchesters. Die Stimme fungierte sozusagen als ein weiteres Instrument.
Dirigent mit Humor
Der Dirigent widmet einen der nächsten Songs seiner Frau: Sie sei ein cooler und entspannter Mensch, sagt Berryman, und das gelte auch für das Stück mit dem Titel „Shiny Stockings“, zu deutsch: „Glänzende Strapse“. Wieder einmal hat er die Lacher auf seiner Seite.
Nicht nur im Zusammenspiel, sondern auch als Solisten zeigen die Musiker ihr Können. Einer von ihnen ist Saxophonist Simon Woltmann, der am EGN als Lehrer für Musik und Geschichte tätig ist. Den GN verrät er in der Pause: „Die Soli sind nicht die schwersten Sachen, denn da wird improvisiert.“ Eine Herausforderung seien vielmehr die komplizierten Arrangements, bei denen jede Note sitzen müsse.
Für den 29-jährigen gebürtigen Grafschafter war die Entstehung der Big Band einer der Beweggründe, wieder in die Heimat zurückzukehren – denn sein Herz schlägt für den Jazz. Erfahrungen hat er reichlich gesammelt, etwa in der Big Band der Universität Osnabrück. Mit Berryman habe die Grafschafter Band nun einen „faszinierenden Dirigenten“, der innerhalb kurzer Zeit viel aus den Musikern herausgeholt habe. Gefragt nach seiner Stimmung in der Halbzeitpause meint er augenzwinkernd: „Wir legen noch einen drauf!“
„Chananja Schulz “ feat. Projektchor EGN
Erst einmal geht die musikalische Reise aber in ein anderes Genre: Chananja Schulz hat mit Schülerinnen des EGN einen Projektchor auf die Beine gestellt, der zwei Popsongs singt. Dann folgen weitere Höhepunkte des Jazz, bei denen das Konzert bisweilen zum interaktiven Geschehen wird: So teilt der Dirigent das Publikum in zwei Hälften, die abwechselnd im Takt klatschen und so für einen besonderen Rhythmus sorgen. An anderer Stelle greift er einen Gast heraus, der die Big Band nach einer kurzen Einweisung am Metallophon unterstützt.
Als „Finale furioso“ schmettert das Ensemble Berrymans Lieblingsstück „Big Swing Face“, bei dem der Drummer Bart Hopster ein beeindruckendes Solo hinlegt. Stehender Applaus ist die Folge. Als Zugabe gibt Chananja Schulz mit den Instrumentalisten das bekannte Lied „What a wonderful World“. Abschließend dankt Berryman dem Vorsitzenden des Big Band-Vereins, Stephan Jansen, für sein Engagement, den Verantwortlichen des EGN für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und der Technik sowie allen Beteiligten, die zum Gedeihen des Orchesters beigetragen haben. Weiterhin freue sich der Verein über Förderer, um die Kosten zu decken. Ebenso sind neue Musiker willkommen. Vom 21. bis 23. Oktober wird ein Big Band-Workshop angeboten.
Nach dem Konzert – bei dem kein Eintrittsgeld gefordert, aber um eine Spende gebeten wurde – zeigte sich der Dirigent hocherfreut über das große Publikum und sagte, es sei wichtig für die Grafschaft, solch ein musikalisches Angebot zu besitzen. Vereinsvorsitzender und Posaunist Jansen ergänzte: „Die Big Band schließt eine Lücke“. Das Auftaktkonzert hat gezeigt: Die „Berrytones“ haben diese Lücke meisterlich geschlossen und treffen auf großen Zuspruch aus der Bevölkerung.